Betreuung
Betreuungspraxis
Aufgrund meiner langjährigen Erfahrung in der Betreuung wissenschaftlicher Abschlussarbeiten (Diplomarbeiten, Master-Arbeiten, Dissertationen) stehe ich als Betreuer für interessierte Studierende gerne zur Verfügung. Die wichtigsten Punkte am Beginn einer Arbeit sind eine klare Themenfindung (meist muss das eingeschränkt werden) und die Formulierung einer genauen Forschungsfrage. Im Betreuungsprozess selbst biete ich Termine an, an denen die von mir betreuten Studierenden ihre Arbeit mit mir besprechen können, andererseits lese ich Konzepte, Entwürfe, einzelne Kapitel oder Gesamtdateien auch in elektronischer Form und versehe das mit meinen Anmerkungen.
Tipps zur Themenfindung
Studierende sollten sich bei der Themenfindung folgende Fragen stellen:
- Warum habe ich dieses Forschungsgebiet gewählt?
- Warum will ich das gerade im Zusammenhang einer akademischen Abschlussarbeit behandeln?
- Was hat mich im Laufe des Studiums dazu angeregt, zu diesem Thema zu arbeiten?
- Was ist meine genaue Forschungsfrage in diesem Gebiet und was ist neu daran?
- Ist das Thema in der Breite, wie ich es fasse, in angemessener Zeit zu bewältigen?
- Wozu qualifiziere ich mich durch das Abfassen dieser Arbeit außerhalb der einfachen Tatsache, damit ein Studium abzuschließen (wie ändert sich mein Qualifikationsprofil durch das Schreiben dieser Arbeit)?
- Welches persönliche Interesse habe ich an der Thematik und inwieweit kann dieses hinderlich oder förderlich sein?
- Welche Vorannahmen bringe ich mit und wie kann ich diese überprüfen?
- Welche Methoden will ich anwenden und wieweit sind sie dem Gegenstand angemessen respektive wie weit beherrsche ich sie schon?
- Was ist die zentrale Literatur zur Thematik? Wie kann ich mich über die relevante Literatur ins Bild setzen?
Themenfelder möglicher Betreuung
Prinzipiell betreue ich Arbeiten aus Gebieten, die durch meine Forschungs- und Lehrtätigkeit abgedeckt sind. Neben deutschsprachigen Arbeiten kann ich auch Arbeiten in englischer und französischer Sprache betreuen.
Afrikanische Religionen
Der afrikanische Kontinent hat eine Vielfalt an unterschiedlichen Kulturen hervorgebracht, die man entweder nach großen Sprachfamilien oder nach geographischer Lage einteilt. Neben den sogenannten "traditionellen" Religionen (die wie alle religiösen Traditionen einem ständigen Wandel unterworfen sind), den am Kontinent entstandenen, finden wir in diesem großen Kulturraum auch verschiedenste Ausprägungen des Christentums und des Islam und durch Kulturkontakt entstandene neue religiöse Bewegungen. Durch Migrationsbewegungen haben sich v.a. afrikanische Formen des Christentums auch in den sogenannten "westlichen" Ländern ausgebreitet. Die Erforschung der religiösen Vielfalt des gegenwärtigen subsaharischen Afrikas und seiner Geschichte ist mir ein wichtiges Anliegen.
Afroamerikanische Religionen
Infolge des Transatlantischen Sklavenhandels unter den Nachfahren der afrikanischen Sklaven entstandene Religionen: In Lateinamerika solche, in denen u.a. katholische und spiritistische Elemente in eine afrikanische kulturelle Matrix eingetragen wurden, im kolonialen Nordamerika und in den Vorbürgerkriegs-USA v.a. spezifische Formen des Christentums. In den heutigen USA neben durch "afrikanische" Spiritualität gekennzeichneten christlichen Denominationen etwa religiös-politische Bewegungen, die eine millenaristische Weltsicht oder eine "Back-to-Africa" Zielsetzung vertreten (z.B. Nation of Islam, Black Hebrews, die aus Jamaika stammenden Rastafaris). Afrikanisch geprägte lateinamerikanische Religionen, die afrikanische religiöse Traditionen unter den Bedingungen der Sklaverei transformiert oder diesen angepasst haben, sind heute weit über ihr Ursprungsgebiet (v.a. Kuba, Haiti und Brasilien) hinaus verbreitet. Ein breites Forschungsfeld, das insbesondere für Fragestellungen in Bezug auf kulturelle Transformationsprozesse und den Einfluss dieser Traditionen auf andere kulturelle Bereiche (Blues, Jazz, Samba, Hip Hop, Zombiefilme, Literatur usw.) ergiebig ist.
Christentum
Ein weites Gebiet. Hier bin ich besonders interessiert an Forschungen zu neuen, zeitgenössischen Ausprägungen des Christentums (zu kleineren Religionsgemeinschaften, die von den Mainstream-Kirchen gerne als "Sekten" abgewertet werden). Fallstudien (mit qualitativer Forschungsmethodik), aber auch historische Themen (auch hier bevorzugt zu den "haeretici").
Mormonentum
Eine der in den USA entstandenen Religionen. Die Religionstypologie ist sich unsicher, ob man sie unter "Christentum" oder "Neureligiöse Bewegung" (siehe dort) subsumieren soll. Die größte Kirche (mit Hauptsitz in Salt Lake City, Utah) unter den auf Joseph Smith zurückgehenden Kirchen ist die Church of Jesus Christ of Latter-day Saints. Die große Menge an Literatur zu dieser Kirche kommt teils von innen, teils mehr oder minder kritisch von außen, teils kritisch von innen. Eine Fülle an möglichen Forschungsfragen, ich bin besonders an den Themen Konversion, Mission, Mormon Dissenters, Geschichte der Kirche in Österreich interessiert, aber auch offen für weitere historische Themen, wie auch für qualitative Sozialforschung zum Thema.
Neureligiöse Bewegungen
Eigentlich ein komischer Begriff. Jede Religion war irgendwann einmal "neu" und nicht mehr als eine "Bewegung," wie etwa die judäische Volksfront (nicht zu verwechseln mit der "Volksfront für Judäa"). Bevor der so schön konfessionell aufgeteilte europäische Kontinent mit religiöser Diversifizierung bekannt geworden ist, ein Schimpfwort (aka "Sekte"). Jedenfalls bin ich sehr interessiert an mit historischer oder qualitativer Methodik durchgeführten Untersuchungen zu den in den einschlägigen Handbüchern so titulierten Religionsgemeinschaften. Wenn Sie sich schwer tun, für Ihren ersten Eindruck als "bizarr" erscheinende Gruppierungen ernst zu nehmen, oder beweisen wollen, wie schädlich diese Gruppen für das Allgemeinwohl sind, sind Sie bei mir an der falschen Adresse.
Religionen indigener Völker
Schon wieder so ein komischer Begriff. Der "indigenus" ist auch nur der Eingeborene, es klingt aber irgendwie akademischer. Gemeint sind Religionen, die zu einem Volk gehören. Das wären dann auch etwa die griechische oder die römische. Dabei kann man oft gar nicht von "einer" Religion sprechen, sondern von einer Agglomeration von verschiedenen Kulten (oder so). Stichworte (Auswahl): Schamanismus, Indianer, Aborigines, Trommel und Trance.
Religionsästhetik
Forschungsrichtung, die Hubert Cancik und Hubert Mohr erfunden haben. Religion als Symbolsystem, das einen Beitrag zur kulturellen Formung des menschlichen Körpers leistet, aber auch ganz einfach die materielle Dimension der Religion. Offen für hippe/sexy Forschungsfragen wie Religion im/und Film, Film als Religion, Religion in Kunst, Literatur, Comics, Medien.
Fußball
Damit meine ich alle Themen, die irgendwie die Frage nach der religiösen Bedeutsamkeit von Bereichen unserer Alltagskultur stellen – klassisch: ist Fußball eine Religion? Anders gesagt: alle Themen, die sich mit der Definition von Religion und/oder der Anwendung des Religionsbegriffes als Kategorie auf Bereiche befassen, die man aus einem natürlichen Vorverständnis heraus nicht als religiös bezeichnen würde.
Vergleichende Kategorien
Kategorien, die im Religionsvergleich angewendet werden. Hier bin ich entsprechend meiner Lehr-und Forschungstätigkeit offen für empirische und historische Forschungen zu Mythos, Ritual und Opfer, insb. zur Theorie dieser Begriffe, aber auch für vergleichende Detailstudien (Bsp.: "Essen als Ritual").