Betreuung
Ich begrüße Masterarbeits- und Dissertationsvorhaben, die in Verbindung zu meinen eigenen Spezialgebieten in Forschung und Lehre stehen. Dazu zählen insbesondere die Themenbereiche 1) Religionen und Geschlecht, 2) Sterben, Tod, Trauer und Jenseitsvorstellungen und weitere Themen der vergleichend-systematischen Religionswissenschaft, 3) Praktische Religionswissenschaft: Interreligiöse/spirituelle Dimensionen von Palliative Care bzw. Spiritual Care, 4) Ethik der Religionen, 5) Moderne hinduistische Bewegungen.
Studierende, die an einer Betreuung interessiert sind, sollten vor dem ersten Gespräch für die konkrete Themenfindung die folgenden Punkte/Fragen abklären:
- Das Forschungsgebiet der Wahl anhand von passenden Schlagworten in den gängigen religionswissenschaftlichen Lexika ausloten
- Eine Schlagwortliste zum Themenbereich erstellen und besonders Interessantes markieren
- Welches persönliche Interesse am Themenbereich leitet mich?
- Welche Vorkenntnisse/Ressourcen habe ich?
- Forschungsfrage(n) formulieren
- Arbeitstitel des Forschungsprojekts formulieren
Die Betreuung findet regelmäßig in persönlichen Treffen statt. Eine ausreichende Lektürekompetenz speziell englischsprachiger Forschungsliteratur ist notwendig.
Zentrale Themenfelder möglicher Betreuung
Religionen und Geschlecht
Geschlecht und Religion hängen in mehrfacher Weise zusammen. Zum einen sind die religiösen Traditionen, Anschauungen, Symbole und Praktiken nicht geschlechtsneutral, sondern geschlechtsspezifisch geprägt. Weiters stehen die Geschlechterrollen, die Bilder, Stereotype, Ideale und das Selbstverständnis von Frauen und Männern (und weiteren Geschlechtern) im Rahmen einer bestimmten Kultur in der ständigen Wechselwirkung mit dem jeweiligen religiös-philosophischen Erbe. Darüber hinaus ist die traditionelle Erforschung und Darstellung von Religionen selbst überwiegend durch eine einseitige androzentrische Perspektive gekennzeichnet. Der Komplex Religionen und Geschlecht umfasst ein großes Spektrum an Themen und Fragestellungen. Ich befasse mich nun seit mehr als 25 Jahren mit unterschiedlichsten Aspekten dieses breiten Forschungsfeldes. Je nach Themenstellung bieten sich verschiedene Zugangsweisen an: religionsgeschichtliche Analysen von einzelnen Aspekten (wie etwa der Zusammenhang zwischen (Un-)Reinheitsvorstellungen und Geschlecht in einzelnen religiösen Traditionen); vergleichend-systematische Studien (etwa zur Bedeutung geschlechtsspezifischer Körpersymbolik in fundamentalistischen Bewegungen) oder qualitative Sozialforschung (beispielsweise Geschlechterunterschiede in einem Segment der religiösen Gegenwartskultur). Sehr gerne übernehme ich die Betreuung von Arbeiten, die sich in diesem Themenbereich verorten.
Sterben, Tod, Trauer und Jenseitsvorstellungen
Deutung und Integration des Todes ist seit jeher eine zentrale Aufgabe von Religionen im Rahmen einer bestimmten Kultur. In diesem Zusammenhang haben sich vielfältige mythische Todesbilder, verschiedene theoretische Zugangsweisen und praktische Umgangsformen mit dem Tod entwickelt. Fast überall erweist sich der Tod als erklärungsbedürftig, selten wird er als natürliches Phänomen betrachtet. Der Tod gilt auch in der Regel nicht als Ende des Lebens, sondern als Übergang in eine andere Existenzform verknüpft mit einer breiten Palette unterschiedlichster Jenseitsvorstellungen. Trauerriten werden in Verbindung mit dem Totenritual üblicherweise als Übergangsriten gedeutet. Die Regeln für das angemessene Trauerverhalten, aber auch das Trauererleben (also die emotionale Ebene) sind religiös-kulturell definiert und variieren beträchtlich. Besonders interessant finde ich die Entwicklungen und Transformationen in den modernen Gesellschaften, also etwa den Wandel in der Bestattungskultur oder die Formen, die der Jenseitsglaube annimmt (Reinkarnationsglaube, breites Interesse an Nahtoderfahrungen u.a.). Daher sind Arbeiten, die sich mit diesen Aspekten in der religiösen Gegenwartskultur auseinandersetzen wollen, besonders willkommen.
Ausgewählte Themen der vergleichend-systematischen Religionswissenschaft
Gerne übernehme ich die Betreuung verschiedener Themen der vergleichend-systematischen Religionswissenschaft mit denen ich mich näher befasst habe (beispielsweise vergleichende Detailstudien aus den folgenden Bereichen: Menschenbilder, Menschenwürde, Schöpfungsvorstellungen oder Tiere in den Religionen).
Praktische Religionswissenschaft: Interreligiöse/spirituelle Dimensionen von Palliative Care bzw. Spiritual Care
Palliative Care nimmt sich der körperlich-psychisch-sozial-spirituellen Dimensionen des schwer kranken/sterbenden Menschen und der betroffenen Angehörigen an. In den multireligiösen modernen westlichen Gesellschaften hat die christliche Krankenhausseelsorge ihren vormals unumstrittenen Platz verloren. Der christlichen Spiritualität kommt in der Hospizbewegung und in der Palliative Care dennoch eine große Bedeutung zu, nicht zuletzt weil die Hospizidee selbst stark christlich geprägt ist. Buddhistische Traditionen spielen in den westlichen Gesellschaften insofern eine besondere Rolle, als sie in vielen Fällen eine Brücke zwischen den Ebenen einer konfessionell gebundenen und einer individuellen Spiritualität zu bilden scheinen. Neben der Sterbebegleitung der institutionalisierten religiösen Traditionen sind jedoch auch zahlreiche Formen einer spirituellen Begleitung von Sterbenden entstanden, die sich außerhalb der organisierten Religionen befinden. Einen Spezialaspekt stellen die bislang wenig beachteten Dimensionen der spirituellen Begleitung und Unterstützung der Verstorbenen dar. Diese Totensorge ist in vielen Facetten in den religiösen Traditionen verankert, spielt aber auch in den modernen säkularen Gesellschaften eine Rolle. Spiritual Care ist ein modernes Phänomen, das nicht nur in der palliativen Betreuung, sondern generell im Gesundheitsbereich relevant ist. Der Begriff wird sowohl für die konfessionelle christliche Seelsorge im modernen (häufig interreligiös erneuerten) Gewand, für die traditionelle Begleitung seitens verschiedener Religionen (wie Islam, Judentum etc.), aber auch die spirituelle Begleitung jenseits der etablierten Traditionen verwendet. Ich habe eine breite Expertise in diesem Feld, weil ich 15 Jahre in einem Interdisziplinären Universitätslehrgang für Palliative Care unterrichtet und von den verschiedenen Professionen selbst viel gelernt habe sowie bis heute in der Aus- und Weiterbildung tätig bin. Forschungsarbeiten, die sich mit einer Fragestellung aus diesem Themenfeld auseinandersetzen möchten, sind willkommen.
Ethik der Religionen
Im Rahmen dieses breiten und aktuellen Themenfelds habe ich mich bisher ins besonders mit medizinethischen Fragestellungen am Lebensende auseinandergesetzt. Der medizinische Fortschritt hat das menschliche Sterben zu einem Problem ersten Ranges gemacht. Daraus hat sich die Forderung des Rechtes auf einen natürlichen Tod ergeben, das gegen die Möglichkeiten der Medizintechnik eine Sterbehilfe verlangt. Am aktuellen ethischen Euthanasie-Diskurs waren zunächst vorwiegend Christentum und Judentum beteiligt. Das hat zu tun mit den global unterschiedlichen Entwicklungsstandards in Medizin und Technik. Mittlerweile ist die Meinungsbildung weltweit in den Religionen in Bewegung gekommen. Der Begriff der Euthanasie wird im Kontext meiner Forschungen nicht auf die enge medizinische Verwendung für die aktive Sterbehilfe eingeschränkt, sondern bezieht sich auf die fundamentale Frage nach den religiösen Grundlagen und Bedingungen für ein gutes Sterben. Besonders aktuell ist die Frage nach einem medizinisch begleiteten Sterbefasten, das u.a. Wurzeln in asiatischen religiösen Traditionen hat. Auch die Debatten um Hirntod und Organentnahme besitzen gesellschaftliche Relevanz und sind durch unterschiedlichste religiöse Positionen gekennzeichnet. Ich bin offen für die Betreuung von Arbeiten, die sich auf diesen Kontext beziehen. Ein ganz anderes Thema, das mir am Herzen liegt, ist der Stellenwert von und Umgang mit Tieren in den verschiedenen religiösen Traditionen. Sehr interessant finde ich, dass sich in jüngerer Zeit vermehrt Verhaltensbiologen (etwa der Primatologe Frans de Waal oder der Wolfsforscher Kurt Kotrschal) zur biologischen Fundierung von Ethik und Religion äußern. Gerne betreue ich Forschungsprojekte, die historische oder vergleichend-systematische Aspekte der beiden genannten Bereiche bearbeiten möchten.
Moderne hinduistische Bewegungen
Da ich mich selbst intensiv mit zwei modernen hinduistischen Bewegungen, nämlich mit der Rāmakṛṣṇa-Bewegung und der Viśva Dharma-Bewegung befasst habe, bin ich offen für Arbeiten, die sich mit Bewegungen dieser Art in Indien oder in Europa auseinandersetzen möchten.